Artur Dmitriev ist als Paarläufer zweifacher Olympiasieger, er stammt aus der berühmten Leningrader Eisschule und hat bei der legendären russischen Trainerin Tamara Moskvina trainiert. Jetzt ist er selbst Trainer und setzt mit seiner Arbeit diese Eislauftradition fort. Bei den russischen Meisterschaften in Cheljabinsk begleitete er das russische Paar Alexey Rogonov und Khristina Astakhova. Nach dem ersten Training sprach er mit unserer Krrespondentin über die aktuellen Entwicklungstendenzen im Paarlaufen und über die Chancen der russischen Paarläufer, wieder an die Weltspitze zu kommen.
Der moderne Paarlauf wird immer komplizierter. Was meinen Sie, geht diese Entwicklung in die richtige Richtung?
Entwicklungen verlaufen wellenweise. Früher oder später muss man den Schwierigkeitsgrad anheben um eine neue Ebene zu erreichen. Die Paare arbeiten zunächst an der Technik und erst dann versuchen sie an der Artistik zu arbeiten – denn es handelt sich um Sport. Wenn es eine Show wäre, wäre es anders. Deshalb ist es logisch, dass das Paarlaufen immer komplizierter wird.
Inwiefern?
Die Elemente sind immer noch dieselben – Würfe, Twists, Sprünge… Ja klar, jetzt gibt es auch Viererwürfe, aber das ist nicht das Entscheidende. Im neuen Wertungssystem wurden alle Elemente in verschiedene Teile zerlegt, vor allem betrifft es die Todespiralle, Hebefiguren und Schrittfolgen. All diese Elemente im Programm nehmen nun viel mehr Zeit in Anspruch.
Als aktiver Sportler hatte ich zwischen den Elementen noch zwei Minuten Zeit. In diesen zwei Minuten konnte ich laufen, irgendwelche artistische Figuren und Verbindungen zeigen –also mich künstlerisch ausleben. Jetzt haben wir dafür nur eine Minute Zeit, zwei mal so wenig. Mit anderen Worten: Alle Elemente sind komplizierter geworden und es dauert viel länger, sie auszuführen. Früher reichten beispielsweise für eine Pirouette 10 Sekunden, jetzt braucht man dafür 19-21 Sekunden. Die Todesspiralle dauerte sechs Sekunden, jetzt nimmt sie 11 bis 12 Sekunden in Anspruch. Klar, dass ich jetzt von Level 4 spreche. Und man muss es noch in dieser Zeit schaffen, eine Rolle zum Ausdruck zu bringen. Es ist eine schwierige Aufgabe, aber man kann sie lösen.
Woran arbeiten ihr Paar Alexey Rogonov und Khristina Astakhova?
An allem. Sie haben keine andere Wahl. Alexey ist schon im fortgeschrittenen Sportleralter und deshalb müssen wir an allem arbeiten. Wir arbeiten gleichzeitig an der Technik, an den läuferischen Fähigkeiten und auch an der Artistik. Das ist kompliziert. Aber es macht Spaß!
Was meinen Sie, können die russischen Paare wieder an die Weltspitze kommen?
Ich glaube, es wird schwierig heute die Führung zu übernehmen. Das entscheidet sich nicht während eines Wettbewerbes und nicht einmal während einer ganzen Saison. Aber es ist eindeutig, dass wir um die ersten Plätze mitkämpfen können. Wer gewinnt – ist eine offene Frage, schließlich ist es Sport. Aber wir können kämpfen. Vor einem Jahr sagte man – wir könnten es nicht. Jetzt aber ist es möglich geworden.
Und wie sieht es mit den Perspektiven für das nächste Jahr aus, ich meine jetzt die Olympischen Spiele…?
Wenn nichts dazwischen kommt, können unsere Paare um die ersten drei Plätze kämpfen. Die Sportler laufen immer so gut, so weit die Konkurrenten es zulassen. Saubere, wirklich ideale Auftritte kommen eher selten vor. In der Regel schafft es niemand, ideal zu laufen. Aber wenn man vor einer Situation stehen würde, dass alle Paare auf einmal ihre Programme ideal zeigen, dann sind wir noch nicht an der Spitze. Aber das Eis ist rutschig, deshalb ist alles möglich. Man muss sein Maximum zeigen, kämpfen und dann wird es klappen!
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für Ihr Paar!
Oxana Skrebtienko (Cheljabinsk)
https://www.youtube.com/watch?v=uhoEPxgJ2WU