Gastbeitrag: Interview von Oxana Shkrebtienko
Chafik Besseghier ist durch seine außergewöhnliche Programme bekannt. Viele Jahre stand er im Schatten der anderen französischen Eiskunstläufer. Mittlerweile steht er im Vordergrund. Bei der WM, kurz nach Olympia 2014, belegte er den neunten Platz, was für einen WM-Debütanten mehr als sensationell war. Chafik erstrebt den Erfolg, ändert seine Trainingseinheiten und sucht ständig nach Möglichkeiten, sich zu verbessern. So kam er für zwei Wochen zur russischen Trainerin Elena Bujanova nach Moskau, um dort zu tranieren.
Chafik, bist Du zum ersten Mal nach Moskau gekommen?
Ich bin noch nie in Moskau gewesen, auch in Russland nicht – das ist in der Tat mein erster Besuch. Die Stadt gefällt mir sehr gut, es gibt hier so viele historische Sehenswürdigkeiten! Klar, dass ich zum Roten Platz gegangen bin und mir den Kreml angesehen habe. Aber gleichzeitig ist Moskau eine sehr moderne Stadt. Ich bin stark von dem Lebenstempo der Moskauer beeindruckt. Ich habe hier zwei Wochen verbracht und es waren sehr intensive Tage.
Warum bist Du gerade zu Elena Bujanova gegangen? Wie sah das Training aus?
Ich hatte zwei Trainingseinheiten pro Tag, und wir haben viel an der Technik gearbeitet. Mein Ziel war, dass ich hier viel an den technischen Elementen arbeite. In der letzten Saison habe ich Probleme mit den Sprüngen gehabt und meine Trainerin Annik Dumond hat Elena Bujanova bei einem Wettbwerb angesprochen und gebeten, uns dabei zu helfen. Maxim Kovtun, der bei Bujanova traniert, war in der gleichen Startgruppe, so sind wir ins Gespräch gekommen. Wir haben uns sofort bestens verstanden und Elena half mir mit einigen Ratschlägen. Dann hat sie mich eingeladen, zu ihr nach Moskau zu kommen, um hier mit ihren Sportlern zusammen zu trainieren und an den Sprüngen zu arbeiten. Annik und ich haben dieses Angebot mit Dankbarkeit angenommen. So konnte ich hier die russische Eiskunstlaufschule kennen lernen, die so bekannt und traditionsreich ist.
Kannst Du irgendwelche methodische Unterschiede nennen?
Ja klar, die Trainingsschulen unterscheiden sich stark vonaneinander. Hier wird viel Wert auf die Kleinigkeiten und die Details gelegt. Wir besprechen alles – Sprünge, Landungen, Schritte, Drehungen sehr präzise und ausführlich, und jetzt fällt es mir leichter, das alles umzusetzen. Ich hoffe, dass es mir hilft, erfolgreich zu werden. Denn, das Wesentliche steckt in Details. Und ich mag auch die Art und Weise, wie russische Tranierin arbeitet. Ich war ständig unter Kontrolle. Diese Arbeitsweise unterscheidet sich stark beispielsweise von der amerikanischen Trainingsschule und liegt der französischen Art und Weise zu arbeiten nahe. In den USA bekommst Du beispielsweise eine Aufgabe und Du hast Zeit, diese Aufgabe zu lösen. Du bist alleine und niemand wird sich um dich kümmern. Und hier, genau wie in Frankreich, wirst du vom Trainier kontrolliert und beobachtet, man schaut genau, was und wie du die Anweisungen umsetzt. Man sagt sofort, wie Fehler zu korrigieren sind. Und genau wie in Frankreich spricht man mehr darüber.
Du hast in der Gruppe von Elena Bujanova trainiert. Wie war die Kommunikation mit den anderen Sportlern? Hast Du neue Freunde bekommen?
Ja, wir tranierten alle zusammen, haben viel gesprochen, viele Witze gemacht. Ich mag diese positive und gleichzeitig sachliche Einstellung zur Arbeit. Ich habe mich mit Maxim Kovtun angefreundet. Ich habe gesehen, wie viel und hart er trainiert, wie er an seinen Programmen arbeitet. Er hat zwei tolle Programme für diese Saison gestaltet. Ich mag auch die Programme von Adelina Sotnikova. Sie möchte gerne nach der Verletzung und nachdem sie eine Saison pausieren musste zurückkommen. Artur Gachinki habe ich nur in der Umkleidekabine gesehen, wir haben kurz gesprochen, er hatte andere Treiningszeiten.
Wie würdest Du Deine Praxis hier in Russland einschätzen?
Ich sehe, dass mir vieles leichter fällt, ich sehe den Fortschritt. Meine Trainerin Annik ist auch sehr zufrieden. Ich kommuniziere ständig mit ihr, sie hat meine Übungen verfolgt. Das war ein Probe-Training, weil wir nicht wußten, wie es aussieht. Jetzt ist es klar, das alles super ist, ich möchte noch mehr mit Elena, auch im Laufe der Saison, trainieren und hoffe, dass ich Moskau öfter besuche. Und für den nächsten Sommer habe ich eine Einladung zum Trainingslager bekommen. Die werde ich auf jeden Fall wahrnehmen!
Innerhalb des französischen Teams hast Du starke Konkurrenz. Es gibt nur zwei Startplätze für die EM und die WM. Welche Ziele hast Du für Dich definiert?
In erster Linie möchte ich mein eigenes Niveau erreichen. Die letzte Saison habe ich nicht so beendet, wie ich es mir wünschte. Deshalb muss ich meine Positionen zurückerobern. Ich muss mich darauf konzentrieren, was ich kann und ich darf mir keine alte Fehler erlauben. Ich habe viel im Sommer gearbeitet, deshalb hoffe ich, dass ich gute Ergebnisse bei Wettkämpfen bekomme. Ich darf nicht an den Druck denken, sondern muss es einfach durchsetzen.
Mein nächstes Ziel ist nicht nur den Startplatz für die EM und die WM zu ergattern, sondern Nummer 1 in Frankreich zu werden. Ich will wirklich die Nummer 1 sein! Ich verstehe schon, dass es schwierig sein wird, aber ich strebe danach. Deshalb fange ich so früh die Saison an – der erste Wettkämpf ist in Italien – die Lombardia Trophy. Ich habe zwei Programme fertig, das Kurzprogramm hat mir Fabian Bourzat zur Musik von Ludovico Einaudi choreografiert, die Kür („Reborn“ von Era) – Laurie May .
Beim Trainingslager im Sommer habe ich beide Programem den Preisrichtern gezeigt, danach haben wir einige Änderungen auch in Schritttfolgen vorgenommen – damit ich meine Levels verbessere. Ich hoffe, dass meine Programme auch bei den Wettbewerben gut bewertet werden. Und mein Hauptziel ist auf jeden Fall –Olympia. Dieses Ziel werde ich Schritt für Schritt verfolgen.
Seinen ersten Wettkampf in Italien hat Chafik bereits gewonnen. Auch in Nizza ist er erster geworden.
Wir wünschen Chafik viel Erfolg und hoffen, dass alle seine Wünsche in Erfüllung gehen!
Interview: Oxana Shkrebtienko
Übersetzung: LP
Photos: LMDJ, LP