Der Präsident des französischen Eiskunstlaufverbandes Didier Gailhaguet ist zurückgetreten. Grund dafür ist der Missbrauchsskandal rund um sexuelle Übergriffe durch den ehemaligen Trainer und langjährigen Verbandmitarbeiter Gilles Beyer auf die ehemalige französische Eiskunstläuferin Sarah Abitbol, von denen sie in ihrem neu erschienenen Buch Un si long silence berichtete. Gailhaguet soll Missbrauch vertuscht haben.
Am vergangenen Montag, 3. Februar wurde Gailhaguet von der französischen Sportministerin eingeladen, um ihr Rede und Antwort zu geben. Roxana Maracineanu hat ihn dabei aufgefordert, seinen Platz zu räumen. Gailhaguet soll Beyer gedeckt und von den Missständen seit Jahren gewusst haben. Zwei Tage später fand in Paris eine große Pressekonferenz statt, in der Gailhaguet diese Vorwürfe nicht bestätigte. Er wies darauf hin, dass er zu 90% von diesen Vorfällen ausschließlich aus der Presse und aus dem Buch von Sarah Abitbol erfahren habe.
Seit Dienstag ermittelt nun die französische Staatsanwaltschaft, weil auch andere ehemalige Sportlerinnen ihr Schweigen gebrochen und gegen Beyer ausgesagt haben. Gilles Beyer hat u. a. die jährliche Tournee der französischen Mannschaft mitgestaltet und moderiert. Außerdem leitete er den Eiskunstlaufclub in Paris und war im Verband generell sehr einflussreich .
„Er fing an, schreckliche Dinge zu tun, bis hin zu sexuellem Missbrauch. Ich wurde vergewaltigt, als ich 15 war. Es war das erste Mal, dass mich ein Mann berührt hat“, zitieren die Medien Sarah Abitbol. Die Übergriffe hätten zwei Jahre angedauert. Beyer gab nun eine „intime und unangemessene Beziehung“ zu. „Ich gebe zu, eine enge Beziehung zu ihr gehabt zu haben. Wenn sich meine Erinnerungen an ihre genauen Umstände von ihren unterscheiden, bin ich mir bewusst, dass diese Beziehungen angesichts meiner Pflichten und ihres Alters in jedem Fall unangemessen waren“, zitiert die FAZ die Beyers Worte.
In seiner Pressekonferenz am Mittwoch wies Didier Gailhaguet alle Vorwürfe der Vertuschung entschieden zurück und ging in die Offensive. „Ich war auch Eiskunstläufer, ich war Trainer und Funktionär. Aber Sie finden meinen Namen in keinem einzigen Fall der Gewaltanwendung gegenüber Sportlern, gegenüber Kindern und Jugendlichen. Ich bin nicht perfekt, aber ich bin ‚clean‘“, sagte er gegenüber den Journalisten. Von daher werde er nicht zurücktreten.
Doch im Laufe der Woche kamen andere Misstände ans Licht. Eine Mutter berichtete, dass Gilles Beyer sie dazu zwang, mit ihm zu schlafen, damit ihre Tochter im Eiskunstlaufklub trainieren durfte, worauf sie sich nicht angelassen hat. Der Vorfall ereignete sich 2017.
Einige Eiskunstläufer starteten eine Petition, damit der Verbandschef zurücktritt. Auch einige Clubs distanzierten sich von dem Verband.
„Aus Gründen der Beschwichtigung habe ich mit Moral und Würde, aber ohne Bitterkeit diese Entscheidung getroffen“, erklärte der 66-jährige Gailhaguet am Samstag nach einer Sitzung der Verbandsspitze in Paris. Maryvonne del Torchio soll nun die Interimpräsidentin werden.