Ab jetzt kann man den Weg der Olympiasieger Tatiana Volosozhar und Maxim Trankov nicht nur in zahlreichen Interviews nachlesen, sondern auch in einer Biografie „Zwei Seiten einer Medaille“, die zum großen Teil aus der Sicht von Maxim geschrieben wurde. Das Buch wird nicht nur in Russisch, sondern auch in anderen Sprachen veröffentlicht.
Die Präsentation des Buches fand in Sankt-Petersburg statt, bei der viele Fragen beantwortet wurden. Etwa wie: Was ist mit den berühmten gelben Hosen von Maxim für das Programm Jesus Christ Superstar passiert, wo werden die Medaillen gelagert und nicht zuletzt – was Maxim und Tatiana jetzt tun. Long-Program hat die Möglichkeit erhalten, mit den beiden ein kurzes Interview vor der Präsentation des Buches zu führen und etwas mehr von dem neuen Buch, und dem neuem Beruf von Maxim zu erfahren.
Wer hatte die Idee gehabt, die Autobiografie zu schreiben?
Maxim: Ehrlich gesagt, alles kam irgendwie spontan. Nach den Olympischen Spielen wurden wir sehr populär und die Anzahl der Interviews nahm zu. Wir haben immer etwas erzählt und man hat uns ständig gesagt: «Vielleicht sollten Sie ein Buch schreiben»? Danach hat man über unser Privatleben in sozialen Netzwerken spekuliert und viel darüber diskutiert. Wir haben mit unserer PR-Agentin, Olessja Baranovskaja, die dieses Buch editiert hat, gesprochen. Ich habe ihr gesagt: «Lessja, ich bin schon müde, Interviews zu geben, um die du mich bittest, vielleicht schreiben wir ein Buch!». Aber sie sah es eher skeptisch und sagte, „nein, lieber nicht, keiner wird ein Buch über Eiskunstläufer lesen, es muss ein Thema darin sein“. Aber unser Direktor Peter Schekschev war von der Idee begeistert und sagte – «Wir schreiben ein Buch»!
Ich begann zu berichten, sie stellte Fragen, wir hatten viele Gespräche gehabt, ich erinnerte mich an irgendwelche Momente und diktierte es aufs Telefon, schickte ihr zu, etwas notierte ich, wenn ich unterwegs mit dem Flugzeug oder einer S-Bahn war. Ich erinnerte mich an Menschen, die ich erwähnen wollte und so sah die Arbeit aus. Sie hat das Buch nach Daten strukturiert und es hat viel Zeit in Anspruch genommen, weil ich mal von meiner Kindheit, mal aus dem Jahr 2014 berichtete. Und dann wieder sprang ich in die Zeiten meiner Kindheit.
Wie war es, solche persönliche Erlebnisse preiszugeben, schließlich konnten Sie wieder mit viel Kritik konfrontiert werden?
Maxim: Nein, ich bin einfach so ein Mensch… ich sage immer etwas so, wie es auch denke und ich bin gewohnt für meine Worte gerade zu stehen. Ich weiß nicht, was konnte ich da Schlimmes berichten, es ist mein Leben und ich habe es genauso geschildert, wie es ist. Man fragt mich «Ist da alles wahr?»
Klar, es gibt im Buch wenige kleine redaktionelle Fehler, obwohl ich das Buch vier Mal editierte, aber als ich es wieder las, habe ich wieder einige Kleinigkeiten entdeckt – eine Stadt wurde verwechselt oder ein kleines Dorf – aber diese Fehler spielen bei der Schilderung keine besondere Rolle. Ich habe nichts Persönliches von anderen Menschen preisgegeben, die für uns eine große Rolle gespielt haben und denen diese Schilderung schaden könnte. Ich habe versucht, solche Sachen draußen zu lassen und mehr von mir selbst zu berichten.
Das Buch endet mit denn Olympischen Spielen aber danach habt ihr noch zwei interessante Programme auf dem Eis präsentiert, aber darüber gibt es kein Wort. Wieso?
Maxim: Weil die Idee des Buches war, diesen Weg zu Olympia zu schildern, zu zeigen, wie wir zu unserem Olympischen Gold gekommen sind. Alles, was danach passierte, ist ein anderer Lebensabschnitt und man könnte, falls er erfolgreich sein wird, darüber später erzählen. Es ist eine andere Geschichte, wie unser Leben nach Olympia verläuft. Außerdem müssen wir noch die Geschichte von Tatiana hören.
Tatiana: Dieses Thema bleibt Interviews vorbehalten (lacht)
Maxim: Ich trainiere jetzt und falls meine Schüler die Olympischen Spiele gewinnen, könnte man ein anderes Buch veröffentlichen und erzählen, wie man sich in einen Trainer verwandelt und wie man den anderen etwas beibringt. Klar, wir werden nicht so wie Igor Rabiner (der russische Journalist und Schriftsteller), wir werden nicht jedes halbe Jahr neue Bücher über Sport herausgeben, aber wenn wir etwas zu erzählen haben, werden wir es tun.
Ich würde sie gerne fragen… sie haben jetzt eine Tochter, wie schaffen sie alles? Wenn man Stories bei Instagram sieht, dann sei Tatiana in Novogorsk, bei Maxim wird angezeigt – er trainiert gerade Tarasova und Morozov…
Maxim: Früh morgens bin ich zum Training gekommen, heute hatten wir eine sehr wichtige Trainingseinheit, weil wir nächste Woche am Mittwoch den ersten Wettbewerb haben, da muss ich beim Training sein. Ich habe Tatiana mitgenommen, sie konnte selbst ein bisschen laufen. Wir haben mit dem Choreografen an den Einzelheiten geschliffen. Ich musste aber die letzten 30 Minuten des Trainings verpassen und zum Flughafen fahren. Die Sportler sind bei dem Choreografen geblieben. So, wir können jetzt in Stories bei Instagram berichten, wir seien jetzt in Sankt-Petersburg. Also mit einem Fuß da, mit dem anderen woanders und heute Abend werden wir unsere Anzhelika zu Bett bringen.
Ist sie auch in Sankt-Petersburg?
Beide: Nein
Tatiana: Gott sei Dank, haben wir unsere Omas, die uns unterstützen. Omas bedeuten für uns alles, ich bin mit diesem Spruch einverstanden, sie helfen immer und die beiden sind Pädagogen und gestern war noch der Tag des Erziehers.
Maxim: Du hast es mir nicht gesagt und Mama hat es mir nicht gesagt…
Tatiana: Ich habe ihr von uns beiden gratuliert, ehrlich gesagt…
Maxim: Ich glaube, meine Mutter hat insgesamt 47 Jahre im Kindergarten gearbeitet
Das habe ich auch im Buch gelesen…
Welche Ziele stellen sie für diese Saison für Evgenia und Vladimir?
Tatiana: Maximum zu erreichen…
Maxim: Ja, das Maximum zu erreichen. Ich möchte, dass sie eine goldene Saison haben, die erste für sie. Jetzt ist der Augenblick gerade passend. Das ist eine Saison nach den Olympischen Spielen, einige Paare haben aufgehört, die anderen trennten sich, oder machen eine Pause, einige wurden aber stärker. Die Zeit ist gerade passend, um sich selbst in dieser Szene zu behaupten. Aber dafür müssen sie noch viel lernen, nicht nur in der Technik, sondern eher in der Einstellung, wie man Weltmeister wird, wie man sich selbst überwindet – und zwar nicht nur physisch, sondern auch innerhalb von menschlichen Beziehungen.
Wer hat die Musik für die Programme ausgewählt?
Maxim: Hier verrate ich Ihnen ein Geheimnis. Wir haben das Kurzprogramm nach dem Testlaufen gewechselt. Und die Musik für die Kür habe ich ausgewählt.
Haben sie kein Bedenken, dass es mit Ewgenia Medwedeva verglichen wird, schließlich hatte sie zu dieser Musik ein Kurzprogramm gehabt…
Maxim: Jenia Medwedeva hatte eine Shownummer im Sommer zu dieser Musik. Und als sie daran mit Ilya Averbukh gearbeitet hat, habe ich sie angesprochen und sagte, dass wir die Kür zu dieser Musik gestaltet haben. Sie antwortete, es sei kein Problem, ihr seid Paarläufer und ich bin Einzelläuferin und ich mag diese Musik und ich werde sie nehmen.
Das Wertungssystem wurde wieder nach den Olympischen Spielen geändert, sind diese Änderungen für Sie als Trainer und Sportler nachvollziehbar?
Maxim: Man hat es mir erklärt, wieso diese Änderungen kamen und leider gibt es in den technischen Komitees der ISU nicht so viele Paarläufer. Da gibt es nur einen US-Amerikaner, der selber gut lief und das Paarlaufen sehr gut versteht – John Kafflin. Aber er lief nicht so lange mit dem neuen System und trägt jetzt eine sehr große Verantwortung. Meines Erachtens hat er in diesem Jahr ein bisschen übertrieben (hat viele dicke Bretter gebohrt). Man wollte es komplizierter machen. Aber es wurde banaler anstatt originell zu werden. Also, wenn man als Paarläufer originell ist, kann man nun dafür bestraft werden; gleichzeitig bekommen einige Hebefiguren, die ich mit 11 oder 12 Jahren gemacht habe, den höchsten Level. Deshalb ist es für einen Trainer kompliziert nachvollzuziehen, aber wir versuchen es mit Tarasova und Morozov trotzdem originelle Hebefiguren zu zeigen und sich von den anderen Paaren zu unterscheiden. Wir werden das Risiko eingehen.
Möchten Sie als Trainer etwas beweisen?
Maxim: Ich möchte nicht unbedingt etwas beweisen, ich möchte für mich verstehen, ob ich es kann oder nicht. Für mich ist es ein sehr wichtiger Lebensabschnitt und ich muss verstehen, ob ich dazu fähig bin. Das ist kein Beweis. Außerdem, wie kann ich überhaupt etwas beweisen? Wenn ich kleine Kinder als Schüler genommen hätte, sie von Anfang an trainiert hätte, dann könnte man von Beweisen sprechen. Ich habe ein bereits existierendes erfolgreiches Paar bekommen, sie haben zwei Medaillen bei der EM gewonnen, von daher ist es schwierig, hier etwas zu beweisen. Sie waren nicht von Anfang an meine Schüler.
Vielen Dank und viel Glück!
Von Veronika Potaturko aus Sankt-Petersburg