Ein Interview mit Aljona Savchenko und Bruno Massot
Immer wieder stellen sie sich in die Anfangsposition. Immer wieder ertönt in der Halle die gleiche Musiksequenz und immer wiederholen sie die gleichen Bewegungen. Alles muss perfekt sein, alles muss stimmen. Jede klitzekleine Bewegung hat eine eigene Bedeutung und muss genau sitzen. Alles andere – zählt nicht. Die Perfektion auf dem Eis. Aljona Savchenko und Bruno Massot feilen an ihren neuen Programmen, sie arbeiten viel und präzise und trotzdem finden sie nach dem harten Samstagtraining ein wenig Zeit, um von ihren Vorbereitungen auf die Olympia-Saison zu berichten.
Welche Ziele setzen Sie sich vor der Saison?
Bruno: Alles was möglich ist, zu gewinnen – sonst nichts (lacht)
Aljona: Wir haben beide das gleiche Ziel!
Alles gewinnen, was nur möglich ist?
Aljona: Genau! Alles gewinnen! Nur der Sieg zählt!
Wie verläuft Eure Vorbereitung, anders als im letzten Jahr?
Bruno: Wir haben mit der Arbeit an unseren beiden Programmen viel früher begonnen, auch mit dem physischen Körpertraining. Wir sind bereits jetzt in einer sehr guten Form. Deshalb müssen wir nur so weiter machen und ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.
Warum sind Sie so früh in die Saison gestartet?
Bruno: Warum nicht? Na ja, weil es die olympische Saison ist (lacht). Wir müssen uns sehr gut und sicher bei den Wettbewerben fühlen, um zu gewinnen. Und das fängt bereits im September an. Das heißt: wir müssen bereits im September in einer guten Form sein.
Aljona: Wir haben in der letzten Saison viel verpasst, die letzte Saison war sehr hart für uns. Viele Verletzungen kamen dazu. Deswegen haben nur wenig trainiert. Die Vorbereitungen zu dieser Saison haben wir wirklich früh begonnen, denn wir müssen die Zeit, die wir verpasst haben, nachholen. Die Choreografie für unsere Programme haben wir auch früh gestaltet.
In Florida?
Aljona: Ja, die Programme wurden dort mit Christopher Dean sowie mit John Zimmermann, John Kerr und Silvia Fontana choreografiert.
Warum haben Sie dieses Team dafür gewählt?
Aljona: Im letzten Jahr waren wir die ersten aus dieser Liga, die angefangen haben, mit diesem Team zu arbeiten. Wir haben letztes Jahr es getestet und die Ergebnisse haben uns sehr gefallen. Das Kurzprogramm ist genau so geworden, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir wollen ja diese Verbindung zwischen Eistanzen und Paarlauf erreichen. Ich glaube das ist uns im letzten Jahr auch gut gelungen. Auch für diese Saison wollen wir diese Verbindung weiter entwickeln. Und die Freundschaft und die Zusammenarbeit mit den talentierten Choreografen wollten wir vertiefen. Sie sind noch jung und haben viel Potenzial. Deshalb setzen wir in diesem Jahr diese Arbeit fort.
Ich weiß, dass Ihr die neue Musik noch nicht bekannt geben möchtet. Könnt ihr dennoch etwas über die neuen Programme preisgeben, wenigstens andeuten, in welche Richtung sie gehen?
Aljona: Ja, wir würden es noch so lange geheim halten, wie es möglich ist. Klar, es werden die einen oder die anderen irgendwann darüber berichten. Vom Gefühl her stellen das Kurzprogramm und die Kür (mit Christopher Dean choreografiert) eine neue Herausforderung für uns dar. Diese Programme sind anders als alle anderen. Und ich glaube, dass sind die besten Programme, die wir überhaupt jemals gezeigt haben.
Und wer hat die Musik dafür ausgewählt?
Aljona: Die Musik für das Kurzprogramm habe ich vorgeschlagen, wir haben uns auch viel angehört, aber wir konnten keine bessere Alternative finden. So haben wir uns dann dafür entschieden. Ich glaube, das ist eine gute Lösung. Das Programm ist sehr temperamentvoll, das ist das, was wir gerne zeigen möchten.
Die Kürmusik war ein Vorschlag von Jean François Ballester. Er hat uns diese Musik vorgeschlagen. Wir haben uns zwar noch paar Ideen angehört, aber es war nichts besseres dabei als die Musik, die er uns vorgeschlagen hat.
Und der erste Wettbewerb wird vermutlich Nebelhorn-Trophy hier in Oberstdorf sein?
Bruno: Ja, wir starten bei der Nebelhorn-Trophy.
Habt ihr jetzt mehr Stress oder Nervosität vor dieser besonderen Saison?
Aljona: Nein, warum auch? Also, ich versuche es zu genießen, jeden Wettkampf, jeden Moment der Saison. Denn wahrscheinlich werden es für mich und wahrscheinlich auch für Bruno die letzten Olympischen Spiele sein…
Aber nicht die letzte Saison oder doch?
Aljona: Also ich würde es nicht festmachen, ich würde gerne weiter laufen wollen, aber nicht bis zu den nächsten olympischen Spielen.
Also 1 oder 2 Jahre mehr, vielleicht?
Aljona: Das wäre mein Wunsch, ja.
Wo findest Du die Motivation, nach Verletzungen, nach Partnerwechsel immer wieder bei Null anzufangen?
Aljona: Meine Motivation ist die Liebe zum Eislaufen, zu dem, was ich mache. Das ist das Einzige, was mich motiviert. Das ist mein Leben und mein Leben ist das Eis. Das Eis ist alles für mich, deswegen bin ich immer so motiviert.
Kannst Du Dir dann vorstellen, später auch als Trainerin zu arbeiten?
Aljona: Ja, ich könnte mir das gut vorstellen, aber jetzt werde ich nicht so weit denken. Es wird sich mit der Zeit zeigen, wie es weiter geht. Es macht jetzt keinen Sinn zu planen, weil ich selber noch aktiv laufe. Ich lasse mit der Zeit alles auf mich zukommen.
Plant ihr in dieser Saison bei Shows zu laufen?
Aljona: Ja, wahrscheinlich werden wir an zwei Eisgalas im Oktober noch vor Skate Canada teilnehmen. Aber sie sind hier in der Nähe, also nicht weit weg.
In Deutschland?
Aljona: Ja, nur in Deutschland, wir waren auch nach Italien zu der „Intimissimi on Ice“ eingeladen, aber wir wollen uns wirklich auf die Saison konzentrieren und die Zeit bei den Wettkämpfen genießen.
Bruno, machst Du Fortschritte beim Deutschunterricht?
Bruno: Ich habe bereits zwei von drei Tests abgelegt. Aber das ist sehr kompliziert. Aber ich arbeite weiter daran und jetzt warten wir auf die Ergebnisse.
Wann kommen Sie?
Bruno: Wir wissen es nie, manchmal dauert es einen bis drei Monate, jetzt haben wir Schulferien und es kann sein, dass es ein wenig länger dauert.
Fällt Dir Deutsch zu lernen schwer?
Bruno: Ja, sehr. Der erste Test ist relativ leicht gewesen, andere Prüfungen über Deutschland und deutsche Politik sowie Gesellschaft waren auch nicht schwer. Aber Schreiben und Sprechen sind für mich kompliziert. Aber ich arbeite daran und ich glaube, es wird alles ok sein. Ich mache mir keinen Stress, ich arbeite einfach weiter daran.
Was möchtet ihr Euren Fans gerne sagen?
Aljona: An unsere Fans richten wir unseren herzlichen Dank dafür, dass sie uns unterstützen. Wir werden weiter an unseren kreativen Ideen arbeiten und… das Unmögliche möglich machen.
Ja, dieser Satz wäre ein Motto für Eure gemeinsame Zeit schlechthin…
Aljona: Genau. Wir möchten, dass die Fans einfach zuschauen und unsere Auftritte genießen, genau wie wir das Eis genießen. Wir versuchen es, den Zuschauern dieses Gefühl zu geben, und hoffen, dass es auch so ankommt.
Aljona, Bruno, vielen Dank fürs Interview und viel Erfolg in der Saison!
Interview: Alexandra Ilina, Oberstdorf