Brian Joubert
Brian Joubert

Einer für alle und alle für einen! Dieses Motto aus «Drei Musketieren» von Alexandre Dumas passt exzellent dazu, die französische Mannschaft im Eiskunstlauf zu beschreiben. Die Sportler sind in ganz Frankreich unterwegs – diese Reisen durch Frankreich sind bereits eine gute jährliche Tradition der FFSG. Direkt nach der Weltmeisterschaft werden die Eiskunstläufer in einen Non-Stopp-Modus versetzt – auf sie kommen Trainings, Master-Classes, Autogramm-Stunden, Auftritte, zahlreiche Hotels, Städte und nicht selten sogar Schlaf im Bus zu.

Diese Saison war für die ganze Mannschaft nicht leicht, so wie auch für den französischen Verband. Weiße und schwarze Streifen kamen auf sie zu: Man erlebte vieles – die Sportler und ihre Fans weinten vor Freude und in unbeschreiblicher Traulichkeit, gemeinsam erlebten Siege und Niederlagen, die Sportler kämpften mit Verletzungen, so dass diese Tournee zu einer Quintessenz, des ganzen Jahres geworden ist.

Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron
Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron

Die zweifachen Weltmeister Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron begeistern ihr Heimpublikum mit ihrer berühmten Siegeskür, zaubern dieses hauchdünne Spinnennetz aus Bewegungen, Schritten, Elementen und Emotionen auf das Eis wie einst in Boston und Bratislava – atemberaubend und faszinierend. «Das war ein schweres Jahr für uns, deshalb sind wir sehr glücklich, dass wir sowohl die EM als auch die WM gewonnen haben», offenbart Guillaume nach der Gala. «Diese Tournee ist eine gute Möglichkeit für unsere Mannschaft, Freunde zu treffen. Besonders wichtig ist es für uns – weil wir in Kanada leben, deshalb freuen wir uns umso mehr, unsere Teamkollegen und unsere Zuschauer wiederzusehen».

Brian Joubert
Brian Joubert

Der Publikumsliebling Brian Joubert präsentiert eine starke und zutiefst emotionale Nummer, die den Opfern der Terrorattacken in Paris im November 2015 gewidmet ist. Blutverschmiert und in zerfetzten Kleidung läuft er zu „Sarabande Suite“ und schafft es tatsächlich, all die Gefühle auf das Eis zu übertragen – all das zu zeigen, was kaum in Worte zu fassen ist, schwer zu begreifen und zu überleben ist, um danach wieder aufzustehen und weiter leben zu können. Dieses Programm hat Nikolai Morozov für ihn choreografiert. Schockiert, betroffen, erschüttert, mit Leid und Schmerz kämpfend, dem Tod und dem Leben begegnend – so hat Brian diesen Kampf dargestellt. Mit jeder seiner Bewegungen entblößt er die blank liegenden Nerven, so dass es am Ende schwierig ist, sich zusammenzureißen und den Tränen keinen freien Lauf zu lassen. „Damit will ich zeigen, dass wir weiter kämpfen, dass man nie und niemals aufgeben darf“, erklärte Brian. In seiner zweiten Nummer zeigt er einen ganz neuen Stil – „hier bin ich so ein Gentleman in einem schwarzen klassischen Anzug, und laufe zu einer Jazz-Musik“ – das Lied heißt „Viens a St. Germain“.

Florent AmodioFlorent Amodio beendete in dieser Saison nach der Europameisterschaft seine Karriere als Eiskunstläufer und das hat er mehr als exzellent gemeistert. «Ein Artist» – so kündigt ihn der Moderator und Leiter der Tournee Gilles Beyer. So packt Florent aus einer Sporttasche viele Rollen aus und zeigt einen lyrischen Florent, einen anheizenden Florent, einen lustigen Florent, einen Florent als traurigen Clown und nicht zuletzt einen Florent, der immer auf der Suche ist und immer fündig wird – er findet immer wieder neue Ideen und entdeckt ein neues Selbst. Es scheint, dass Amodio einen Strich gezogen hat, um neue Seiten in seinem Leben aufzuschlagen.

Vanessa James und Morgan Cipres
Vanessa James und Morgan Cipres

Vanessa James und Morgan Cipres zeigen die bereits beliebt gewordene Nummer Scared Of Lonely. Und später in einer halbdunklen Arena kommen sie mit der Musik von Michael Jackson auf das Eis und schlüpfen sich in neue Rollen – nicht wie in der Saison – Romeo und Julia – es scheint als ob sie zwei Romantiker in Zwielicht verkörpern – amüsant, anziehend und kriminell zugleich? Auch Vanessa und Morgan haben eine nicht so leichte Saison hinter sich.

Das neue Paar Andrey Novosselov und Lola Esbrat begeistern auch das heimische Publikum und erobern ihre Herzen.

Der amtierende französische Meister Chafik Besseghier erlebte in diesem Jahr viele Ups und Downs – Siege bei Lombardia Trophy in Milano, in Nizza und in Innsbruck, er war lange verletzt und lief bei der WM in Boston nicht so gut. Als Aladdin fliegt Chafik mit einem fliegenden Teppich auf das Eis und mit einer Lampe aus dem berühmten arabischen Märchen in der Hand. Er ruft ein Genie aus der Lampe zur Hilfe und verwandelt sich danach in sich selbst – in einen jungen französischen Mann, der sowohl auf dem Eis Kopf stehen, als auch Hip-Hop tanzen kann, aber auch sehr lyrisch wird – so wie in seiner neuen Nummer zu «I believe I can fly», die er ebenso zeigt. « Es ist toll, uns am Ende der Saison zu treffen, zusammen mit Fans und Freunden die Zeit zu verbringen, den Stress der Saison abzubauen und neue Erfahrungen zu gewinnen – denn hier testen wir unsere neue Rollen und neue Stile – bevor wir damit bei den Wettkämpfen auftreten», berichtete Chafik.

Chafik Besseghier
Chafik Besseghier

Schöne Auftritte meistern auch Mae-Berenice Maite und Laurinne Lecavelier, sowie die Sportakrobatin Marie-Pierre Leroy, die wirklich das Eis anzündete. Als die Junioren Marie-Jade Loriot und Romain Le Gac auf das Eis laufen, werden sie höchstpersönlich von dem zweifachen Weltmeister Guillaume Cizeron beobachtet. Zur Erinnerung: Während der postolympischen Tournee vor zwei Jahren liefen Gabriella und Guillaume auch zu Beginn der Gala und hielten das Publikum warm. Genau wie es jetzt diese jungen Eistänzer tun. Und wer weiß, was in drei Jahren noch passiert.

Der Generationenwechsel funktioniert in Frankreich perfekt. Und diese Generationen haben eine exzellente Möglichkeit sich in allen diesen Städten und Eishallen während der gemeinsamen Trainingseinheiten zu treffen und auszutauschen– wenn prominente Eiskunstläufer aus der Equipe France mit dem Nachwuchs aus allen Eislaufclubs üben. «Das ist extra für Kinder organisiert, damit sie die Zeit mit unserer Mannschaft verbringen. Klar, dass wir auch Ausschau nach Talenten halten können, aber das ist nicht unser Hauptziel. Wichtig ist, gemeinsam Zeit zu verbringen, Spaß zu haben und viel Freude zu schenken – sowohl für Kinder als auch für Eiskunstläufer», erklärte Brian Joubert, der bei der FFSG für den Bereich junge Generation zuständig ist.

IMG_1019Früher galten in der Mannschaft Nathalie Pechalat und Fabian Bourzat als Eistanzpaar Nummer 1: Jetzt trainiert Fabian junge Sportler. Nathalie, die kürzlich Mutter geworden ist, ist auch diesmal bei der Tournee eingesetzt. Jetzt aber in einer neuen Funktion. Nathalie choreografierte die Eröffnung und das Finale bei der Gala. «Die FFSG fragte mich, ob ich das machen kann und ich mag es neue Herausforderungen anzunehmen, deshalb habe ich dieses Angebot wahrgenommen. Das ist zum ersten Mal, dass ich eine Gruppennummer choreografiere, früher arbeitete ich mit den Kindern. Hier muss man viel berücksichtigen und ich wollte, dass es interessant wird, also nicht dass der Moderator einfach die Namen aufruft und die Eiskunstläufer ihre Elemente ausführen», erklärt Nathalie. Jetzt kümmert sich Nathalie um ihr kleines Töchterchen, ab und zu trainiert sie oder gestaltet Choreografien für die anderen. «Alles macht mir Spaß – das Kind, die Arbeit im Fernsehen, die Choreografie. Heute habe ich nicht einmal meine Schlittschuhe mitgenommen, ich schaue mir den heutigen Auftritt an, hoffentlich, alles wird gut laufen, weil wir viel daran gearbeitet haben. Dann fahre ich nach Hause». Nathalie hat auch die Musik und Kostüme für die Eröffnung und das Finale ausgewählt und alles so gestaltet – dass die Equipe de France zur Geltung kommt und nicht einzelne Läufer. Und sie schaffte es, dass alle, so wie sie sind, wie ein Ganzes auftreten, dass einer für alle und alle für einen da sind, egal welchen Titel sie bereits gewonnen haben oder noch nicht. So tritt eine Mannschaft auf – eine Mannschaft und Weltmeister der Herzen.

 

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