Didier Gailhaguet
Didier Gailhaguet

Während des Masters de Patinage in Orleans habe ich mit dem Präsidenten des französischen Eislaufverbandes FFSG Didier Gailhaguet über diesen Wettbewerb, französische Sportler gesprochen und ihn auch gebeten, seine Position im Fall von Aljona Savchenko und Bruno Massot zu erläutern.

Das Masters de Patinage findet zum letzten Mal hier in Orleans statt…

Ja, das ist wahr. Das war eine lange „Liebesgeschichte“ zwischen der Stadt Orleans und dem französischen Verband. In den nächsten vier Jahren findet das Masters in Poitiers statt. In Orleans werden wir andere kleinere Wettbewerbe veranstalten, aber das Masters nicht mehr.

Und warum haben Sie Poitiers gewählt?

Mehrere Städte konnten sich bewerben, Poitiers hat gewonnen, eine Stadt, die bessere Möglichkeiten für die Organisation der Veranstaltung zu bieten hat. Wir sind glücklich mit dieser Wahl. Und außerdem das ist die Heimatstadt von Brian Joubert.

Welche Ziele haben Sie sich in diesem Jahr für die französische Mannschaft gesetzt?

Dass alle Teilnehmer so gut laufen, wie sie können. Einige haben gut im Sommer gearbeitet, andere – nicht, wie wir erwartet haben. Wir haben versucht, ihnen die besten Trainer, Choreographen und beste Bedingungen zu bieten, damit sie gut laufen können. Das hier ist der erste Wettbewerb, um festzustellen, wie die Lage ist.

Was erwarten Sie von Eiskunstläufern?

Mit Vanessa und Morgan bin ich sehr zufrieden, sie arbeiteten viel und sind nun in der Lage einen Schritt nach vorne zu machen, in diesem Jahr könnten sie wirklich den höheren Level erreichen.

Und jetzt möchte ich mit Ihnen ein wichtiges Thema besprechen. Wie steht es mit der sportlichen Zukunft von Bruno und Aljona?

Ihre Zukunft ist einfach. Erstens, ist es nicht in Ordnung so zu denken – im Französischen Verband seien schlechte Menschen am Werk. Wir sind nicht die Bösen in dieser Angelegenheit. Denn, wir haben niemanden gefragt zu uns zu kommen. Wir haben einen Brief von Aljona bekommen.

Hat Aljona Ihnen einen Brief geschrieben?

Ja, hat sie. Sie hat gefragt, ob sie für Frankreich starten darf. Sie hat drei olympische Medaillien gewonnen, sie ist fünffache Weltmeisterin. Und wenn ich ehrlich bin, werde ich den Deutschen Verband DEU nicht fragen, Aljona für uns freizustellen – denn all diese Titel hat sie für Deutschland gewonnen. Deshalb haben wir nicht um Ihre Freigabe gebeten. Ich konnte es nicht. Das wäre unfair und nicht korrekt gegenüber der DEU gewesen.

Ich weiß, da war so ein Treffen zwischen FFSG und DEU in Paris im September…

Menschen in Facebook und im Internet schreiben, dass die FFSG schlecht sei, das ist nicht korrekt – sowohl der FFSG als auch mir gegenüber. Ich könnte auch erwarten, dass die DEU und die Beteiligten die Wahrheit sagen.

Ich weiß, ich bin nicht perfekt und ich mache auch Fehler, aber in diesem Fall haben wir einen gewissen Stil. Und dieser Stil ist, die DEU nicht um eine Freigabe zu bitten.

Sechs Monate später hat die DEU uns gefragt, Bruno Massot freizugeben. Klar, das war ein Problem für uns, denn im Paarlauf haben wir nicht so viele Männer. Und wir möchten sie gerne behalten.

Bruno Massot und seine Ex-Partnerin Daria Popova
Bruno Massot und seine Ex-Partnerin Daria Popova

Wir sind eine Föderation, die direkt mit der Regierung verbunden ist und wir sind finanziell davon abhängig. Wir tragen eine Verantwortung für die Mittel, die wir für den Sport ausgeben. Vielleicht wäre so was vor einigen Jahren noch möglich, das Geld so auszugeben, ohne darauf zu achten, welche Ergebnisse man damit erzielte. Das war in der Vergangenheit so. Jetzt hängt die Finanzierung von den Ergebnissen ab – die wir als Föderation erreicht haben. Hat die FFSF eine gute Wahl getroffen u s.w. Denn es geht um die Verwendung der öffentlichen Mittel.

Ist es wahr, dass Sie für die Freigabe von Bruno 70 000 Euro verlangt haben?

Wir haben eine gewisse Summe verlangt, die dem Einsatz der öffentlichen Mittel wiederspiegelt, die wir für seine Ausbildung ausgegeben haben. Darüber haben wir uns mit dem Deutschen Verband friedlich unterhalten und sind auf eine bestimmte Summe gekommen. Die Deutschen sagten, es sei finanziell unmöglich. Wir fragten die ISU, was wir in dieser Situation machen könnten. Die ISU meinte, wir müssten weiter verhandeln. Wir wollten wirklich eine Lösung finden. In Paris haben wir in einer guten Atmosphäre über die Summe gesprochen, die für Wettbewerbe, Kostüme, Schlittschuhe, Essen – also alles, was man zum Laufen braucht, ausgegeben wurde. Und da die Vertreter der DEU nach Paris gekommen sind, konnte man daraus verstehen, sie seien finanziell einverstanden.

Am gleichen Tag, als die DEU wieder nach Deutschland fuhr, habe ich ISU informiert, dass die Verhandlungen beendet sind. Ich habe nichts Persönliches gegen Aljona oder Bruno. Ja, ich kenne Aljona nicht so gut, aber Bruno ist ein sehr netter Junge, ich mag ihn schon seit langer Zeit. Ich versuche einfach in der Mitte zwischen öffentlichen Mitteln und der Freigabe für den Deutschen Verband zu sein. Wir haben so viel Zeit verloren, ich habe sogar DEU angeboten, ihre Reisekosten nach Paris zu übernehmen, um die Verhandlungen zu beschleunigen. Wir wollten wirklich einen Kompromiss finden. Jetzt haben wir die Summe, die beantragt wurde, mehr als um die Hälfte geteilt. ISU müsste dann eine für alle Beteiligten faire Entscheidung treffen.

Diese Freigabe ist nicht nicht die erste Freigabe zwischen zwei Ländern. Ich werde bei dem nächsten ISU-Kongress einen Vorschlag unterbreiten – über Transfers von Sportlern. So wie bei den anderen Sportarten.

Meinen Sie solche Transfers wie im Fussball?

Nicht nur bei den Mannschaftssportarten. Aber auch individuelle Sportarten als so eine Art Entschädigung für die Ausbildung.

Wenn es um einen Junior-Sportler geht, muss man eine gewisse Summe bezahlen, wenn er oder sie bereits auf internationalen Ebene auftrat – ist die Summe schon anders, wenn er oder sie Medaillien bei EM oder WM gewann – wieder eine andere Summe.

Also Sie schlagen vor, dass diese Transfersumme von dem Niveau des Sportlers abhängen soll?

Ja, von dem Niveau und von den Jahren, die sie auf diesem Niveau gelaufen sind. So wäre für alle klar, was eine Freigabe kostet.

Meinen Sie, dieses Geld würde anderen Sportlern helfen?

Ja auch. Aber in erster Linie ist es eine Dankbarkeit gegenüber dem Trainer und dem Klub (Verband), die den Sportler auf dieses Niveau brachten.

Aber zurück zu Bruno und Aljona. In einigen Monaten brauchen sie die Freigabe nicht mehr und werden für Deutschland starten.

Ich habe immer gehofft, dass Bruno und Aljona versuchen, unsere ungünstige Situation nachzuvollziehen. Ich würde mich freuen, sie bald Laufen zu sehen.

Aber in diesem Fall bekommen Sie nichts.

Mal sehen. Ich habe versucht zwischen dem Gesetz und Politik unseres Verbandes und den Interessen dieser zwei Sportler konsistent zu bleiben.

Vielen Dank für das Interview!

Russische Version

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Von Alexandra

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