Mit Vanessa James und Morgan Cipres traf ich mich am Rande der französischen Tournee in Boulogne-Billancourt nahe Paris. Das war die letzte Show von 26. In diesem kleinen Interview ziehen die WM-Dritten die Saison-Bilanz und sprechen von ihrer Motivation, weiterzumachen.

 Diese Saison war die erfolgreichste für Euch. Wie würdet ihr sie beschreiben?

 Vanessa: Wir hatten viele Höhen und Tiefen erlebt, wir haben Medaillen in der GP-Serie gewonnen, bei den nationalen Meisterschaften konnten wir aber nicht auftreten, weil ich verletzt war. Wir waren traurig wegen der EM, nach dem Kurzprogramm führten wir, am Ende waren wir auf dem vierten Platz. Aber wir haben gute Ergebnisse bei den Olympischen Spielen und bei der Weltmeisterschaft erzielt, wir sind sehr glücklich, dass wir die Bronze in Mailand bei der WM gewonnen haben. Aber ehrlich gesagt, ohne diese Enttäuschungen, konnten wir es eventuell nicht erreichen, schließlich haben diese Tiefen uns stärker gemacht. Das ist eine gute Voraussetzung für die nächste Saison.

Morgan: Ich bin sehr glücklich mit unseren Ergebnissen und diese Bronze bei der WM ist wie ein Geschenk für uns, klar wir haben dafür trainiert, hart gearbeitet, um sie zu verdienen. Jetzt bin ich einfach glücklich. Jetzt erinnere ich mich nicht an die Enttäuschungen der Saison, sie gehören der Vergangenheit. Wir konzentrieren uns auf das nächste Jahr, wir genießen die Ferien und dann fangen wir an, weiter zu arbeiten.

War es sehr kompliziert für Euch, nach so einer anstrengenden Saison, an dieser Tournee teilzunehmen?

Vanessa: Ja, das war eine lange Saison aber wir sind wirklich froh und glücklich hier zu sein und für unsere Zuschauer zu laufen. Ja, dass ist kompliziert, weil wir direkt nach der WM wieder auf dem Eis waren und hatten keine Pause dazwischen. Bei der Tournee zeigen wir unsere Programme mit den schwierigsten Elementen, aber das Publikum ist großartig.

Morgan: Ja, das sind unsere französischen Zuschauer, wir haben auch einige Fans, die extra aus Japan oder Deutschland hierher kommen. Wir freuen uns hier als Mannschaft aufzutreten, auch mit Kindern zu arbeiten, die Zeit mit unseren Fans zu verbringen. Auch die Atmosphäre innerhalb unseres Teams ist großartig. Das ist eine schöne Zeit.

Ich habe gesehen, ihr habt hier mit den Kindern auf dem Eis trainiert. Könnt ihr Euch vorstellen, später irgendwann als Trainer arbeiten zu können?

Vanessa: Ich würde es so sagen, es ist schwieriger für mich zu trainieren, weil in unseren Trainingsgruppen 5 oder 6 oder sogar 10 Kinder gleichzeitig auf dem Eis sind. Von daher ist es schwierig, jedem einzelnen in dieser kurzen Zeit wirklich helfen zu können und etwas beizubringen. Ich denke, wenn ich Zeit dazu hätte, würde ich eher individuell mit ihnen arbeiten. Ich denke, das ist schön, wenn man den Kindern etwas, was man in diesen Jahren selber gelernt und erlebt hat, wiedergibt. Ich glaube, ich würde es gerne tun.

Morgan: Ich mag es, mit Kindern zu arbeiten, ich verbringe auch Zeit mit einigen Kindern in Florida, um einfach ihnen zu helfen. Und ich bin mit Vanessa einverstanden, dass ist so schön, dass wir etwas ihnen für die Zukunft wiedergeben können, was wir selber können.

Wie sieht nun der nächste Schritt aus? Ihr habt gesagt, dass ihr weiter laufen werdet. Wie lange?

Morgan: Wir wissen es noch nicht, wir werden es jedes Jahr neu entscheiden. Jetzt denken wir an die nächste Saison und danach sehen wir weiter. Wie es in unserem Leben aussieht, wie hoch die Motivation sein wird. Denn: um länger weiter zu laufen, brauchen wir motiviert zu sein. Und vielleicht könnten wir eines Tages Weltmeister werden?

Vanessa: Jetzt,  nach der Tournee, sind Ferien angesagt. Das ist die Zeit, in der wir etwas machen können, wofür wir im Jahr keine Zeit hatten – wir können unsere Familien besuchen, unsere Fans treffen. Und dann sehen wir weiter, was in den nächsten Jahren passiert. Wir werden weiter laufen, wenn wir gute Ergebnisse erzielen, wenn wir keine Verletzungen haben, wenn unsere Körper fit sind. Und da jetzt die Regeln ein bisschen verändert werden, denke ich, wird es gerade für den Körper ein bisschen leichter sein. Ich denke, wir können von diesen Neuregelungen und gekürzter Programmlänge sogar profitieren. Ich glaube, das ist gut. Vor allem, dass man Viererelemente nur dann zeigt, wenn man sie wirklich sauber ausführen kann. Wenn man sie macht, ohne sicher landen zu können, ist es ein Risiko.

Wie lange habt ihr jetzt eine Pause?

Morgan: Wir haben jetzt drei Wochen Ferien. Ich werde die Hälfte dieser Zeit in Frankreich verbringen und dann die andere Hälfte – in den USA. Ich möchte diese Zeit mit meiner Familie und Freunden verbringen. Ich möchte nicht kurz vor Trainingsbeginn in die USA kommen, ich brauche einige Tage für mich, um mich darauf vorzubereiten.

Ihr postet ziemlich oft Bilder auf Instagram. Ist es eine Art der Kommunikation mit Fans?

Morgan: Ja, ich glaube, die Fans möchten uns nicht nur auf dem Eis sehen. Wir möchten ihnen einen Teil unseres Lebens auf diese Weise eröffnen, was wir erleben – nicht jeden Tag, aber ab und zu. Und ich glaube, sie freuen sich darüber.

Vanessa: Wir möchten unsere Fans teilhaben lassen und so erfahren sie mehr von uns, was uns bewegt, was uns als Menschen ausmacht und können uns dadurch besser kennen lernen.