Romain Ponsart
Romain Ponsart

Bei der NRW-Trophy hat der französische Eiskunstläufer Romain Ponsart den dritten Platz belegt. In diesem Interview berichtet er von vielen Umstellungen in seinem Training: in diesem Jahr hatte er viel in seinem Training aber auch in seinem Leben verändert.  

Romain, kannst Du bitte über Deine Vorbereitung zu dieser Saison erzählen?

Ich hatte wenig Zeit für die Vorbereitungen, weil ich eine Verletzung hatte. Deshalb musste ich für einige Wochen eine Pause einlegen, erst vor einem Monat kehrte ich auf das Eis zurück, so ungefähr zu der Zeit als ich bei dem Cup of Nice lief. 

Arbeitest Du jetzt in den USA?

Ich trainiere in den USA, arbeite mit Rafael Arutunyan, das ist der Trainer von Ashley Wagner, Adam Rippon, Nathan Chen. Ich bin bei ihm seitdem ich wieder gesund bin – ab Oktober. Ich begann mit Rafael vor sechs Wochen zusammen zu arbeiten.

Romain Ponsart
Romain Ponsart

Was ist für Dich neu bei dieser Arbeit?

Ich glaube, er ist ein sehr guter Trainer für die Technik. In den letzten drei Jahren war es für mich schwierig, bei Wettbewerben zu laufen. Ich muss meine Technik verbessern. Ich möchte einfach meine Arbeit erledigen. Heute habe ich gesehen, dass ich einen dummen Fehler beim Lutz gemacht habe. Aber immerhin es wird langsam besser, ich werde stärker, muss aber noch mehr an der Technik arbeiten.

Vorher hast Du mit Kori Ade gearbeitet…

Kori ist so wie ein mentaler Trainer, würde ich sagen. Beim Training lief damals alles wirklich gut, aber bei den Wettbewerben sah ich, dass ich mehr Stabilität benötige, auch beim Training. Deshalb, wenn ich beim Wettbewerb lief, klappte es nicht so, wie es erwartet wurde. Dieses Gefühl gefiel mir nicht. Ich begann mit Rafael Aratunyan zu arbeiten. Er ist ein starker Trainer. Wir haben zunächst eine Woche zusammen gearbeitet, um es auszuprobieren, ob es gut läuft. Das war eine harte Arbeit. Er erklärte die Sprünge sehr genau. Ich habe gemerkt, meine Dreifachen sind dadurch viel stabiler geworden, auch die Vierfachen werden immer besser.

Vermisst Du Deine Familie?

Ja, sehr! Z. B. heute habe ich meine Mutter wiedergesehen, sie kam extra nach Dortmund zur NRW-Trophy, weil sie nur drei Stunden für diese Reise braucht. Sie wohnt fast an der Grenze zu Belgien. Nach diesem Wettbewerb sehe ich sie nur bei den französischen Meisterschaften.

Ich weiß, Du bst auch bei Cup of Nizza aufgetreten. Was passierte danach?

Ich wollte in Nizza auftreten und anschließend bei der Trophee de France laufen, aber in der Tat war ich einfach nicht dazu bereit. Das war ein Fehler, in Nizza zu laufen, weil ich davor wegen der Verletzung nicht trainierte. Nach dem Cup of Nice ist meine Verletzung noch schlimmer geworden und ich musste wieder für einige Tage pausieren. Erst nach einer Woche begann ich wieder zu trainieren. Wir haben einige Sprünge umgestellt. Rafael ist mit Ashley nach China und dann mit Nathan zur Grand Prix gefahren. Ich habe ihn dann drei Wochen lang nicht mehr gesehen, deshalb konnten wir nicht weiter arbeiten. Ich trainierte mit seiner Frau. Wenn er zurück ist, werden wir weiter an den Sprüngen arbeiten. Diese Arbeit mit ihm tut mir gut, weil ich immer andere Läufer aus seiner Gruppe vor Augen habe und sie sind technisch sehr stark – das fördert mich auch. Das ist wirklich gut, wenn ein Läufer fordert den Anderen heraus und umgekehrt. Alles ist neu für mich, aber jetzt muss ich mich wirklich auf die technische Elemente konzentrieren.

Welche Ziele stellst Du für diese Saison?

Mit meinem Trainer weiter zu arbeiten. Alles braucht seine Zeit. Ich erwarte auch nichts von dieser Saison. Klar, ich würde gerne zur EM gehen, aber meine Ziele setzte ich mehr für die nächste, olympische Saison. Ich glaube, ich habe endlich einen Ort gefunden, wo ich gut arbeiten kann. Ich erwarte nichts. Mit meinem Kurzprogramm habe ich heute versucht wieder bei einem Wettbewerb zu laufen. Mein Ziel ist die Zukunft.

Romain Ponsart
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Wenn Du jetzt eine Möglichkeit hättest, etwas in den letzten zwei Jahren anders zu machen. Was wäre das?

Ich weiß es nicht. Ich glaube, alles was passierte, ließ mich dort ankommen, wo ich jetzt bin. Das ist wie eine Kettenreaktion. Wenn ich meine Arbeit mit Brian nicht beendet hätte, würde ich nicht in die USA reisen, wenn ich nicht in die USA gegangen wäre, würde ich Kori und Rafael nicht kennen lernen. Ich bereue nichts. Aber etwas möchte ich trotzdem sagen. Nachdem ich mich von Brian als Trainer getrennt habe, würde ich ihn gerne in meiner Nähe behalten. Das ist leider so, wenn man sich von jemandem trennt, bricht auch die Freundschaft auseinander. Das war zwar für eine kurze Zeit der Fall, etwa einen Monat. Jetzt ist alles wieder gut. Aber diese Zeit war sehr schwierig für mich und ich war sehr traurig, weil Brian einer der besten Menschen ist, die ich überhaupt kenne. Ich hatte das Gefühl, dass es für mich in Poitiers nicht funktionierte. Für mich ist es besser, wenn mit mir zusammen auf dem Eis auch andere Eiskunstläufer trainieren und man fördert einander gegenseitig. Und es war schwierig für mich allein in Poitiers zu sein, ich hatte dort keine Familie, keine Freunde. Aber ich werde Brian noch ein mal Danke sagen. Er war da, wo keiner für mich da war. Als ich in Incep wohnte, wusste ich nicht, wie es für mich weiter gehen soll. Und es war Brian, der mir damals geholfen hat. Vielleicht funktionierte das Eislaufen für mich dort nicht, aber ich habe wirklich viel von ihm gelernt!

Romain Ponsart
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Was willst Du als Nächstes machen?

Vor zwei Jahren, als ich bei den Wettbewerben lief, dachte ich immer nur an die Wertung – Punkte, Punkte, Punkte. Jetzt bin ich 24 Jahre alt und ich mache bloß meine Arbeit. Ich komme zu einem Wettbewerb und mache, was ich kann. Ich versuche jetzt so zu laufen, als wäre es eine Show, ich werde mehr an das Publikum denken und für die Zuschauer laufen. Weil wenn ich in einer Show laufe, fällt mir alles leicht. Wenn du Programme von einer Show und einem Wettbewerb vergleichst, siehst du, dass es zwei unterschiedliche Programme sind. Ich muss daran weiter arbeiten. Und ich glaube, so wird es besser für mich.

Romain, danke für das Interview!

Alexandra Ilina, Dortmund