Miriam Ziegler und Severin KieferDas österreichische Paar Miriam Ziegler und Severin Kiefer wurde vor Sochi 2014 gebildet. Nun laufen sie bereits mehr als zwei Jahre zusammen – beim Grand Prix in Bordeaux haben sie über ihre Erfahrungen, ihre Programme und über das Leben in Berlin berichtet.

Wie läuft es hier in Bordeaux für Euch?

Severin: Gut! Aber gestern habe ich etwas Falsches zum Essen erwischt und blieb in der Nacht länger auf. Aber jetzt beim Training ist es alles wieder in Ordnung.

Miriam: Im Allgemeinen geht es uns auch gut, bisher hatten wir gute Wettkämpfe, nach dem Grand Prix in Canada haben wir ein bisschen in den Programmen umgestellt, mehr Transitions eingebaut,  damit die Programme schlüssiger werden.

Für euch ist es natürlich heute schwierig, direkt vor den Olympiasiegern Tatiana Volosozhar und Maxim Trankov zu laufen…

S: Es ist besser, als danach!  (lacht)

M: Es stört uns nicht. Es ist richtig cool, mit ihnen auf dem Eis zu sein, man ist dabei und sieht, was sie machen,  es ist schon beeindruckend!

S: Vor zwei Wochen in Kanada waren wir mit den Weltmeistern in einer Gruppe. Wir haben gute Gruppen erwischt.

Miriam Ziegler und Severin KieferWie verlief die Vorbereitung auf die Saison?

M: Im Sommer – zum ersten Mal, seitdem wir zusammen laufen, hatten wir wirklich Zeit, um alles richtig zusammenzustellen, etwas zu planen.  Wir hatten keine Verletzungen, keine großen Pausen im Training gehabt, so haben wir viele neue technische Elemente  für uns eingebaut und sie in den ersten Wettkämpfen bereits gezeigt.

Ihr trainiert doch in Berlin?

M: Wir sind nicht die ganze Zeit in Berlin gewesen,  im April und im Mai waren wir acht Wochen in Vancouver – dort haben wir unsere Programme gestaltet.

S: Und diese Arbeit hat sich bereits in den ersten Wettkämpfen gelohnt! Wir haben uns deswegen sehr gefreut und man kann sagen, die Vorbereitung in diesem Jahr war besser als im letzten Jahr.

Könnt ihr ein bisschen über Eure Programme erzählen?

S: Unser Kurzprogramm ist  „It’s Oh So Quiet“ von Björk. Da geht es um ein Paar, das passt gut zu uns! (lächelt).  Im Programm wird eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau gezeigt, da gibt es manchmal Streit, dann gibt es wieder Frieden,  sie gehen auseinander, streiten wieder und dann ist alles wieder gut.

Also ihr zeigt euch selbst als Paar…  (Miriam und Severin sind auch im Leben zusammen – Anm. Red.)

Miriam Ziegler und Severin KieferS: Richtig!

M: Und in der Kür gibt es eine Geschichte, wir laufen zu „Moulin Rouge“ (soundtrack) von Craig Armstrong,  es ist eine Filmmusik. Dahinter steckt die Geschichte eines Liebespaares,  am Ende wird es aber richtig dramatisch und das Mädchen stirbt…

Wer hatte die Idee zu diesem Programm?

M: Unser Choreograph!

Heißt es, dass ihr die Musik nicht selber auswählt?

S: Doch, wir setzen uns zusammen,  besprechen einige Ideen…

M: Es gibt verschiedene Optionen und wir sagen – das gefällt uns und das nicht. Der Choreograph macht immer Recherche, er sucht etwas aus, aber er lässt uns immer entscheiden, was uns am besten gefällt.

S: Man braucht immer einen speziellen Bezug zur Musik, denn  wenn der nicht hergestellt ist, kann man es nicht in dem Maß, wie man es möchte, im Programm umsetzten.

Habe ich richtig verstanden, dass ihr in diesem Jahr mehr an dem Schwierigkeitsgrad der Programme arbeitet?

S: Ja! Den Dreifache-Twist springen wir noch nicht sauber,  hier in Bordeaux hat es auch nicht richtig funktioniert, aber wir versuchen ihn bei der EM sauber zu springen. So dass wir einen höheren Level dafür bekommen. Alles andere hat bis jetzt gut funktioniert.

M: Jetzt geht es uns in erster Linie darum, dass wir den Rest stabilisieren,  dass wir Elemente mit mehr Schwung ausführen  und dabei Pluspunkte sammeln. Denn wir führen zwar alle Elemente aus, aber in der Wertung gibt es trotzdem etwas Abzug.  Wir müssen dieses Minus in ein Plus bis zur EM umwandeln.

Habt ihr vor, auch Viererwürfe zu trainieren?

S: Ja, wir werden es uns vornehmen. In dieser Saison werden wir es nicht schaffen, aber im nächsten Jahr, im Sommer können wir es versuchen.

M: Wir möchten es ausprobieren…

Aber das ist mit viel Risiko verbunden…

S: Wir müssen sehen, wie es läuft.  Das hängt von der spezifischen Technik ab,  wir müssen sehen, wie es bei uns – also mit unserem Zusammenspiel funktioniert.  Die Würfe müssten stabil sein, nicht aus der Axe geraten, deswegen können wir es uns schon vorstellen.

M: Wir sind eigentlich technisch ganz gut dabei,  uns geht es eher darum, dass wir mehr an unserer Präsentation arbeiten.

Gibt es eine Option auch bei einer Gala zu laufen, damit ihr mehr Kontakt zum Publikum bekommt, damit man besser an der Präsentation arbeitet? 

S: Es gibt sehr wenig Shows in Österreich,  wir werden zu Weihnachten ein paar Galas laufen, ansonsten gibt es nichts. In Deutschland zu laufen, das hat sich bis jetzt noch nicht ergeben…

Wie meint ihr, wie wird sich das Paarlaufen weiterentwickeln?

M: Ich bin sicher, es wird immer schwieriger,  es gibt schon Paare die den dreifachen Lutz springen, was früher nur im Einzellaufen der Fall war.  Ich kann mir vorstellen, dass demnächst die Hebungen noch schwieriger ausfallen, dass man höhere Levels bekommt.  Ich bin gespannt, wie es weiter geht!

Habt ihr eventuell vor  irgendwann im Ausland zu trainieren?

S: Wir überlegen vor der WM, sie ist in diesem Jahr in Boston, nach Montreal  zu gehen.  Dort werden wir uns mit unserem Trainer Knut Schubert vorbereiten. So können wir uns an die Zeitdifferenz gewöhnen.

M: Es kommt uns darauf an, ob wir das finanzieren können, so dass wir woanders trainieren können. Nach Russland möchten wir z. B. nicht unbedingt gehen…

Und warum nicht nach Russland?

M: Weil wir die Sprache nicht verstehen und es ist ein komplett anderes Land als Österreich. Und wir haben nicht direkt den Kontakt zu den dortigen Trainern…

S: Die Kommunikation mit dem Trainer ist schon sehr wichtig.

Früher ist Miriam noch gleichzeitig als Einzelläuferin gestartet – wie sieht es jetzt aus?

M: Das habe ich beendet,  ich kann mir vorstellen, dass wir irgendwann aus Spaß bei einer österreichischen Meisterschaft einzeln laufen.  Aber es ist klar – wir sind Paarläufer  – und wenn wir noch Einzel laufen, dann können wir als Paarläufer nicht auf dem Niveau auftreten,  wie wir uns das vorstellen.

Welche Ziele setzt ihr euch?

S: Wir sind noch jung  – und möchten bis 2018 auch laufen. Das ist unser großes Ziel.

Für diese Saison ist unser Ziel   – die Europameisterschaft, im letzten Jahr waren wir Achte – jetzt möchten wir uns verbessern,  und bei der WM möchten wir ins Finale – das sind unsere Ziele.

Und was ist mit eurem Studium? Oder seid ihr bereits fertig? (die beiden studieren an der Fernuni in Hagen)

S: Nein! Wir sind noch lange nicht fertig!

M: Bei mir kann es noch länger dauern. Wir studieren nur in Teilzeit, deshalb dauert das Studium bei uns nicht drei Jahre, sondern sechs Jahre.

S: Und dann müssen wir noch ein Praktikum machen…

S: Wir sind eventuell erst 2019 mit dem Studium fertig. Deshalb möchten wir noch so lange weiterlaufen, wie es der Körper aushält,  in 2018 bin ich 27, sie – 24 Jahre alt und deshalb können wir uns vorstellen, dann noch vier Jahre dranzuhängen!

Wir haben uns nicht das Ziel gesetzt – für immer etwas mit Eiskunstlaufen zu tun zu haben. Ja, es kann sein, dass wir später als Trainer arbeiten.  Wir beide haben schon als Trainer in mehr oder weniger allen Alterskategorien gearbeitet,  das macht auch Spaß.  Aber wir möchten uns nicht darauf festlegen. Wir wollen andere Optionen im Leben haben, deshalb sind die Fächer schon gezielt ausgewählt, es hat nichts mit Sport zu tun.

 

Miriam Ziegler und Severin Kiefer
Miriam Ziegler und Severin Kiefer

M: Severin studiert Politikwissenschaft und ich – Kulturwissenschaften. Wir brauchen auch ein bisschen Abwechslung in unserem Leben – nicht, dass wir alle Zeit ins Eislaufen stecken.  Mir tut es wahnsinnig gut, mal nicht über Eislaufen zu reden, etwas ganz anderes zu lesen, zu lernen.

Und was macht ihr noch in der Freizeit?

S: Na ja, wir studieren…

M: Bei uns geht es auch viel um Essen, wir kochen und backen gerne und gehen gerne essen…

S: In Berlin bietet es sich an!

M: In Berlin gibt es so viele kleine Restaurants,  die authentische Gerichte zu guten Preisen anbieten, wir gehen gerne aus, probieren neue Gerichte…

Und dann kocht ihr diese Gerichte selber?

S: Ja! Wir würden auch mehr Zeit haben wollen – aber wenn man Studium und Training gleichzeitig hat, dann bleibt nicht viel Zeit, um etwas zu unternehmen.

M:  Wir wohnen schon eine lange Zeit in Berlin, aber die Stadt ist so groß und wir kennen uns nicht überall aus. Deshalb ist es interessant vor allem kleine Stadteile zu erkunden. Es macht uns Spaß!

Vielen Dank für das Interview!

Von Alexandra

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